1950 – 1959

Karl Fischer, langjähriger Abteilungsleiter

Zweiter Neustart

Der Neubeginn nach dem Krieg gestaltete sich sehr schwierig. Der Bericht Karl Fischer zur Mitgliederversammlung 1952  kann schon als Brandbrief bezeichnet werden. Er schreibt: „Deshalb lest heute diese Zeilen:  und  denkt  etwas darüber  nach. Die Schwimmabteilung, die ja  schon  Jahrzehnte  besteht,  war eine der letzten Abteilungen, die nach dem Kriege ihre  Arbeit wieder aufnahm. Einmal war niemand da, der die Bürde des Schwimmwartes auf sich  nehmen  wollte,  zum  anderen .fehlte es am nötigen Geld, um die Schwimmstunde zu finanzieren.

Als sich niemand fand, habe ich mich wieder bereit erklärt, vor übergehend das Vereinsschwimmen zu leiten. Fast unüberwindliche Schwierigkeiten waren und sind noch  zu  überbrücken.  Einmal den Verein finanziell nicht  schwer zu belasten, zum anderen den Vereinsmitgliedern  im Hallenbad auf jede Weise gerecht zu werden. Ferner das Sportschwimmen zu pflegen und für den Gedanken des Volksschwimmens, bei unseren Vereinsangehörigen zu werben, dasselbe zu pflegen und das Rettungsschwimmen zu fördern. Und  dies nun  alles in einer Stunde, in der man punkt 20  Uhr ins Hallenbad  gelassen wird  und dasselbe  um  21   Uhr   verlassen   muss.   Außerdem fehlen die Turner, die in früheren Jahren keine Schwimmstunde  versäumt haben.  Mit  anderen  Worten:· Es sind in der Hauptsache  Jugendliche  da,  die erst Schwimmer  werden wollen. Ihr wisst alle, dass dies in kurzer Zeit nicht zu schaffen ist. Es   braucht   eine lange  Anlaufzeit, bis  wir wieder bei  einem Wettkampf mitsprechen oder gar einen Werbeabend in Ausführung bringen können.  Gewiss, es kann sein, dass wir  schon in diesem Jahr mit einigen jugendlichen an Wettkämpfen  teilnehmen.

Aber auch dieser eindringliche Aufruf verpuffte und so gingen die Monate dahin.

1954

Der Jahresbericht 1954 verzeichnet einen positiven Trend. An zwei Abenden wurde das Hallenbad gemietet, die Teilnehmerzahl erreichte schon einmal die 200 heran. „Gar manches Schwimmfest beschickt und herrliche Stunden bei unseren Turnschwimmern verlebt!“ schwelgte Karl Fischer in seinem Bericht.

Es gab auch eigene Veranstaltungen, Details sind allerdings nicht vermerkt.

Positiv entwickelten sich auch die Finanzen, herrschte doch in den Jahren zuvor chronisch Ebbe. An den 44 Badestunden im Jahre 1953 nahmen 2043 Jugendliche und 738 Erwachsene teil. Durch die gute Teilnahme verringerte sich der Abteilungszuschuss auf 190 DM.

„Ein Sportverein ohne Wettkämpfer ist kein Sportverein“ Mit diesen Wort schließt er seine Zielvorgabe für das Jahr 1954.

„Hurra, es geht vorwärts!“ titelte die Überschrift in den Vereinsnachrichten August 1954.

„Seit etwa 3 Monaten haben wir wieder das Sportschwimmen aufgenommen und konnten am 11. Juli am Gauschwimmfest in Weifenbach teilnehmen!“.

Mit diesem Wettkampf hatten die Aktiven ein Ziel, fleißig wurde gearbeitet. Dann die große Frage: wie bekommen wir das hin? Pläne wurden gefasst und verworfen. Zusätzlichen Schwung brachte die Entscheidung vom Turngau, dass gezeltet wird.

Die jungen Wilden konnte nichts mehr abhalten. Parole: „Samstag, 16 Uhr Treffen Ecke Bahnhofstraße/Wehrdaer Weg. Wer ein Zelt hat, bitte mitbringen. Wir radeln 40km nach Weifenbach!“

Kaum zu glauben, 20 Schwimmer radeln unter Leitung von Oberturnwart Willi Brockmann ins Hinterland. Und wie es dann so geht: „An der Ludwigshütte fing es an zu regnen. Der Regen nahm die Form eines Wolkenbruchs an! Das Zelten fiel ins Wasser. Die Weifenbacher hatten schnell Quartiere besorgt und wir konnten in der Schule schlafen. Einige Unentwegte wollten Zelten. Als ich den  Aufbau der Zelte überprüfen wollte, war bereits ein Teil der Unentwegten im Wasser“ berichtet Karl Fischer.

Mit einem Fackelzug zum Schwimmbad wurde am Abend der Wettkampf eröffnet. Am Sonntag regnete es wieder wie aus Eimern, „es machte uns nichts aus!“. Nach der Badweihe, die Anlage erhielt den Namen „Jahnbad“ startet der Wettkampf.

Der Bericht schloss: „Die 40 Teilnehmer des VfL 1860 Marburg haben sich tapfer geschlagen und viele von ihnen zogen als Sieger mit einem Eichenkranz heim“.

1955

Dass wir im Sportschwimmen wiederkommen sind hat das Gauschwimmfest in Biedenkopf bewiesen. Unser Verein war mit 22 Wettkämpfern und 8 Kampfrichter vertreten. Selbstverständlich fehlten die Schlachtenbummler nicht!“

Der Wettkampf war mit 200 Teilnehmern gut besucht und die VfLer stand 29x auf dem Treppchen.

Für das Jahr 1956 liegt kein Bericht vor. Interessant ist der in den Unterlagen gefundene Jahresabschluss. So einfach ist Buchführung!

1957

Der Abteilungsleiter klagt in seinem Jahresbericht: „Das Jahr 1957 ist nicht so verlaufen wie ich mir dies am Jahresanfang gedacht habe. Schuld daran sind die uns allen bekannten Schwierigkeiten. Zum Anderen sind aber auch die Schwimmer( innen) mit ihrem Training nicht so beständig wie es sein müsste. Vieleicht ist auch das persönliche geldliche Opfer, was jeder bringen muss mit schuld daran. Wir haben im verflossenen Jahr 1.182,50 DM an Hallenbadmiete an die Stadt bezahlt. Dies muß irgendwie aufgebracht werden. Könnten wir, wie andere Abteilungen, unseren Trainingsbetrieb ohne Hallenmiete ausführen, stände es besser bei unser sportliche Leistungen.“

Trotz des Wehklagens ging es aber weiter aufwärts. An den 45 Übungsstunden nahmen knapp 4000 Personen teil.

Am 2. Februar fand im Luisabad ein Vergleichskampf zwischen Giessen, Wetzlar und Marburg statt. Platz zwei hinter Wetzlar, der sich nach der Fusion mit dem Wetzlarer Schwimmverein leistungsmäßig zugelegt hat, war ein großer Erfolg.

1958

Im März fand der Ländervergleich Hessen, Westfalen und dem Saarland stand. In der Hessenauswahl standen Lothar Bock, Gundi Schimpff und Manfred Fischer. „Alle haben die in sie gesetzten Erwartungen übertroffen!“ so Schwimmwart Fischer.

Weitere Wettkampfstationen waren Eschwege, Lollar und Bad Orb. Auch beim Deutschen Turnfest war man im Jahn-Sechskampf vertreten. 550 Teilnehmer gingen an den Start. Manfred Fischer belegte Rang 19, Georg Keppler rangierte im Mittelfeld. Einen großen Erfolg gab es im Einzelwettkampf 100m Rücken mit Platz  6 für Manfred Fischer.

Auch in die Aus- und Fortbildung wurde investiert. Verschiedene Lehrgänge des Turngau wurden besucht.

Am 28./29. Juni ist die erste Teilnahme an den Bezirksmeisterschaften in Eschwege protokolliert. Medaillen gab es für Hans Schimpff, Manfred Fischer und Lothar Bock.

Zu erwähnen ist auch der Jugendvergleich in Neu-Isenburg am 30. November. Hinter dem Gastgeber landeten Gießen und Marburg punktgleich auf Rang 2. B. Eifler, G. Knoke, U. Repp und G. Landgrebe gewannen ihre Rennen.

Heute trainieren wir im Hallenbad Wehrda, ebenso gibt es Zeiten im Aquamar. Und nicht zu vergessen gibt es auch noch das Hallenbad im Kinderzenrum “Weißer Stein”

1959

In den Vereinsnachrichten ist von diesem Jahr nicht viel verzeichnet. In den Unterlagen von Karl Fischer findet man allerdings einiges, wie zum Beispiel der Antrag zur Freigabe von Eberhard Voigt.

Das gab es also auch schon damals, Geschichte wiederholt sich. Es folgten weitere Wechsel, der VfL muss damals doch attraktiv gewesen sein.

Neben Kreisschwimmfest in Biedenkopf wurde am Gau-Schwimmfest in Kirchhain teilgenommen. Höhepunkt war allerdings das Schwimmfest in Hanau. Mit 25 Vereinen und über 300 Teilnehmern betrat man die große Wettkampfbühne. Durch Eberhard Voigt, Georg Spitzhirn, Bernd Eifler, Gudrun Knoke, Rosemarie Ränker gab sehr gute Platzierungen.

Zum Jahresausklang fand in Gießen wieder der traditionelle Dreikampf zwischen Neu-Isenburg, Gießen und dem VfL Marburg statt. Mit 111 Punkten landete der VfL einen überlegenen Sieg. Gießen kam auf 69 Punkte, die Südhessen auf magere 57 Punkte.