Historie

1930-1945– –1950-1959– –1960-1969– –1980-1989

Gründungsgedanke

,,Auf der Weide”, zwischen Lahn und Mühlgraben, ist ein Platz nach dem Herzen der Turner. Eine grüne Wiese, von Bäumen eingerahmt und  rings von Wasser  umgeben. Alt und Jung tummeln sich hier bei munteren Ballspielen und anderen volkstümlichen Übungen. Nach den Spielen ging es zum Baden in die Lahn und hier entstand der erste Gedanke zur Gründung einer Schwimmriege.

Nach einer turbulenten Vorgeschichte gründeten 22 Turner, angeführt von Carl Heuser, im Jahr 1860 den Turnverein Marburg. Über ersten 50 Jahre drehte sich alles ausschließlich um das Turnen. 1903 startete der Bau des vereinseigenen Turnergartens in der Lutherstraße. Und als 1906 dann der Turnergarten eingeweiht war, nahm die Entwicklung des Vereins so richtig Fahrt auf. Die Mitgliederzahl stieg von 298 im Jahr 1904 auf 590 im Jahr 1914. Im Mai 1906 wurde eine Frauenabteilung gegründet, gleich danach die Schüler- und Schülerinnenabteilung. Im Jahr 1911 erfolgte die Gründung der Fechtabteilung und wieder zwei Jahre später im Jahr 1913 die Spielabteilung. In diese Zeit kann man auch die Gründung der Schwimmabteilung datieren, die allerdings zunächst als Schwimmriege in der Turnabteilung aktiv war. Allerdings gibt es auch ein im Staatsarchiv eingelagertes Fotoalbum aus dem Jahre 1912 der Spiel-, Schwimm- und Wanderabteilung. Darüber hinaus existieren Bilder aus dem Jahre 1909, auf deren Rückseite die Schwimmabteilung vermerkt ist.

Das Bad am Weidenhäuser Wehr gibt es schon lange nicht mehr, es befand sich rechts vom heutigen Steg zum Stadion. Die „Badeanstalt“ gehörte den 11er Jäger (Marburger Jägern) und direkt daneben der Badeplatz des TV 1860 Marburg.

Karl Fischer schreibt in der Jubiläumschrift zum 100jährigem Bestehen: In Folge wurden nun regelmäßig Schwimmabende veranstaltet, die solchen Anklang fanden, dass viele Turner nach der Turnstunde zum Schwimmen gingen. Im Sommer 1911 veranstaltete die Riege an einem schönen Abend ein Schwimmfest mit einem Wettschwimmen. Zur Stärkung war ein kleines Fass Bier auf einem Handwagen mitgenommen worden und auch an Speisen fehlte es nicht. Nach Beendigung ging es im Lampion Zug unter Vorantritt einer Mund Harmonika Kapelle hinter dem mit dem Fässchen beladenen Handwagen zum Casino, wo die Feier mit der Preisverteilung ihren Abschluss fand. Das Vereinsleben blühte und die gute Entwicklung im Mitgliederbereich setzte sich fort.

Umso einschneidender wirkte sich der Erste Weltkrieg (1914/18) für den Verein und seine Mitglieder aus. Das Schwimmen kam zum Erliegen, der Kriegstod raffte viele Mitglieder dahin, darunter auch der erste Vorsitzende Wilhelm Metzler.

Die Folgen des Krieges waren in der Bevölkerung über die Kriegstoten hinaus durch Hunger, Armut und Not lange Zeit wohl kaum zu ertragen. Man war wie paralysiert und fragte sich, ob es überhaupt irgendwann mal wieder einen funktionierenden Turnverein werde geben können. Der Wille und die Kraft der Menschen waren dann aber doch so stark, dass sich langsam wieder ein Vereinsleben entwickelte.

Nach und nach kam Schwung in die Sache und am 20. Mai 1926 wurde die Schwimmabteilung gegründet.

Hier in Marburg liegen die Verhältnisse in schwimmerscher Beziehung noch sehr im Argen. Abgesehen davon, dass in dem mit Wasser gesegneten Marburg kein Schwimmverein besteht, sind alle Anregungen unseres TuSV auf schlechten Boden gefallen. Nach erfreulichen Anfängen sind die Schwimmriegen wieder selig entschlafen. Am 20. Mai ist nun wieder eine Schwimmabteilung gegründet worden (die wievielte Gründung das ist, weiß der Chronist im Augenblick nicht). Soweit Schwimmwart Krause im Turner Echo vom 1. Juni 1926.

5 Turner und 25 Turnerinnen erklärten sofort ihren Beitritt. Den Neuen gab der Schwimmwart noch eine klare Ansage mit auf den Weg: „Sehr erfreulich, aber nun meine Herrschaften, auch bei der Stange bleiben, sonst wachsen sich diese Gründungen ins Lächerliche aus!“.

Die Übungsstunden fanden Mittwochs von 19:00 – 20:30 Uhr in der Universitätsbadeanstalt statt, der Eintritt betrug 25 Pfennige, die Jahreskarte kostete 3,50 Reichsmark. Die Militär-Badeanstalt hingegen stand täglich zur Verfügung.

Den letzten Anstoß zur Neugründung der Abteilung gab allerdings wohl der Beschluss des Gauturntages am 27. Juni 1926  in Marburg das Gauschwimmfest des Gaues Hessen in Marburg abzuhalten. Krause kommentiert den Wettkampf

„Die Kanonen aus Gießen, Wetzlar, Friedberg Bad Nauheim usw. werden sich im friedlichen Wettkampf messen. Unsere Schwimmabteilung wird sich wohl noch bescheiden im Hintergrund halten, aber die Tatsache, dass sie wenigstens am Platze ist, ist schon erfreulich!“

Die Veranstaltung fand im Universitätsbad mit 120 Teilnehmern statt, darunter 15 aus Marburg. Der erste Wettkampf stand allerdings unter keinem guten Stern. Es war sehr kalt und somit fielen die „interessanten“ Staffeln aus. Damit nicht genug, sah sich Schwimmwart Krause auch noch mit Häme konfrontiert. Während Gießen und Wetzlar kräftig abräumten, fragten Marburger Turner: „Sag mal, wo sind den die Sieger deiner Abteilung? Die Antwort bin ich schuldig geblieben!“ Weiter führte er aus: Das schlechte Abschneiden wundert ja auch keinen Eingeweihten. Diese kleineren Städte können sich eben ein Hallenbad leisten. Marburg hingegen muss sich mit wenigen Ausnahmen mit etwas größeren Waschschüsseln im Winter behelfen“. Die Sehnsucht nach einem Hallenbad ist auch im Winter groß, leider kümmert sich keiner außer der Universität darum!

Sportlich ging es ganz langsam aufwärts. Im Bericht zur Mitgliederversammlung 1927 ist vermerkt: „Das Jubiläumsschwimmfest fand am Himmelfahrtstag im Universitätsbad statt. Die aus dem Turngau Hessen angereisten Teilnehmer litten sehr unter den kalten Temperaturen, ein längerer Aufenthalt im Wasser war unmöglich.

Auf der Position des Schwimmwartes gab es viele Wechsel. Roth und Krause folgte Hans Köhler, der 1927 zum Schwimmwart gewählt wurde. Im seinem Jahresbericht 1928 schreibt er: ,,Geschwommen wurde an 25 Abenden mit dem Gesamtbesuch von 2097 Vereinsangehörigen. Anlässlich der Einweihung des neuen Sommerbades am 15. Juli 1928 konnte das Sommerbad auf dem Hirsefeld eröffnet werden. 24 Turnerinnen haben einen Reigen geschwommen, der lebhaften Beifall fand, und gelegentlich des Turnfestes in Köln wurde ab Marburg eine Lahnstaffel geschwommen, wobei wir die Strecke von Marburg bis Lollar übernahmen“.

Am 15.11.1929 wurde mit Albert Schulz wieder ein neuer Schwimmwart gewählt. Das Wechselspiel an der Abteilungsspitze setzte sich in den nächsten Jahren munter fort. Im Dezember 1930 übernahm Hans Köhler wieder die Leitung der Abteilung und im April 1931 wurde Heinrich Hofmann zum Schwimmwart gewählt.

Ende des Jahres folgte dann Karl Fischer, mit dieser Personalentscheidung kehrte  dann Ruhe ein. Er leitete die Abteilung bis in die 1960 Jahre.